Natur gegen Bebauung – Wie soll es in Anbetracht der zunehmenden Nachverdichtung in Bezug auf Erholungsflächen in den kommenden Jahren weitergehen?
Wir wollen neben dem Erhalt der bereits bestehenden Grün- und Naherholungsflächen zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um Rückzugsorte und Erholungsflächen für die Dachauerinnen und Dachauer zu sichern bzw. zu schaffen.
So müssen und wollen wir den Bürgerpark am Tiefen Graben zwischen Dachau und Karlsfeld als dauerhaftes und unantastbares Naherholungsgebiet für den Stadtteil Dachau-Ost. Dieses Areal ist der letzte freie Fleck für die 11.000 Menschen, die dort leben. Zusätzlich fordern wir, das grüne Band um die Stadt durch Landschaftsschutzgebiete, Biotopflächen und Erholungsflächen im Flächennutzungsplan festzuschreiben und ihm damit den für Mensch und Natur lebenswichtigen Raum zu sichern.
Den Baumbestand auf öffentlichem Grund wollen wir pro Jahr um eine feste Quote erhöhen, um langfristig einen um 50% höheren Baumbestand zu erreichen.
Die Umgestaltung der Grünflächen hin zu naturnaher Bepflanzung soll fortgeführt werden.
Und: der Stadtwald soll als solcher erhalten und, wenn möglich, sukzessive erweitert werden. Denn Neupflanzungen von Bäumen haben nachweislich einen hohen Klimaschutzeffekt.
Wie geht es weiter an der Amper, an der Würm und unseren Bächen?
Am Beispiel der Würm sieht man, wie durch Renaturierung naturnahe Erholungsflächen entstehen können. Die Neugestaltung ist das Ergebnis der Umsetzung von Bürgerideen und setzt Maßstäbe für Umwelt und Freizeit. Viele Bürgerinnen und Bürger schätzen dieses neue Stück Natur und Ruhe.
Für Würm, Gröbenbach, Mühlbach und Ascherbach sollen Renaturierungspläne entwickelt und sukzessive umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang wollen wir auch die Amper wieder stärker erlebbar machen, u.a. durch zugängliche Uferanlagen. Fest eingeplant ist die Renaturierung eines weiteren Teilstückes der Würm auf der Höhe des Seebers-Geländes. Wir freuen uns bereits darauf!
Bei der Amper sind bisher die Uferstellen im Stadtbereich nicht ununterbrochen zugänglich. Für das Wiesböck-Anwesen und den Parkplatz an der Amperbrücke könnten wir uns zum Beispiel die Prüfung einer Neugestaltung vorstellen. Mit einer zusätzlichen Fußgängerbrücke über die Amper auf Höhe Roßwachtstraße (Nähe Tierheim) mit der Anbindung an das Wegenetz von Etzenhausen wollen wir einen zusätzlichen Zugang zum beliebten „Ampergebiet“ einrichten.
Wie kann kann die Kommune mich als Privatperson unterstützen?
Viele der Klimaschutzprogramme betreffen Bundes- oder Landesfördermittel. Wir wollen diese Informationen besser verfügbar machen. Für Dachau wollen wir mit einer Ausweitung des Dachauer Förderprogramms für Dach- und Fassadenbegrünungen zusätzliche Anreize für die Anpflanzung insektenfreundlicher Pflanzen auf Dächern bzw. an Fassaden schaffen.
Die Pflanzen wirken als natürliche Klimaanlage für das Gebäude, verbessern das Mikroklima und bieten Lärmschutz. Kombiniert mit Fotovoltaik-Anlagen bieten sie einen Schutz vor Überhitzung, weil sich die Anlagen langsamer aufheizen.
Viele Privathaushalte wollen etwas für den Klimaschutz tun, aber es fehlt die Anfangseinschätzung, was sinnvoll gemacht werden kann. Diese Hürde wollen wir beheben helfen, indem wir die Menschenbei ihren Entscheidungen unterstützen. Dazu sollen in Kooperation mit der Verbraucherzentrale oder anderen unabhängigen Beratungsdienstleistern zwei kostenfreie Beratungsleistungen eingeführt werden:
- einen Eignungscheck Solardach/Solardachberatung
- eine Vor-Ort-Beratung zu Energieeffizienz- und Wärmedämmmaßnahmen.
Für Bürgerinnen und Bürger, die zusätzlich einen Beitrag leisten wollen, indem sie Grünflächen pflegen helfen, werden wir Grünflächenpatenschaften anbieten, so dass jeder Bürger sein persönliches „Klima- und Artenschutzprojekt“ vorantreiben kann. Die SPD in Dachau unterstützte maßgeblich das Volksbegehren zum Artenschutz „Rettet die Bienen“. Dachau verwendet schon seit 2017 kein Glyphosat mehr auf städtischen Ackerflächen.
Und was macht die Stadt und die Stadtwerke im Hinblick auf den Klimawandel?
Wir müssen die energetische Optimierung der städtischen Gebäude und Liegenschaften weiter vorantreiben.
Ebenso sollten bei allen neuen und alten Gebäuden, die kommunal finanziert oder mitfinanziert sind (wie bei manchen Sportstätten), Solarmodule zur Stromerzeugung auf dem Dach oder/und der Fassade vorgesehen werden.
Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen wird der Klima-Fußabdruck ebenfalls Eingang finden und durch entsprechende Vorgaben im Bebauungsplan optimiert werden.
Und was ist mit schädlichen Emmisionen im Stadtgebiet?
Wir wollen objektive, regelmäßige und längerfristige Lärmmessungen an verschiedenen Brennpunkten im Stadtgebiet. Es ist bekannt, dass Lärm krank macht. Aus diesem Grund gilt es, die Lärmbelastung zunächst zu analysieren und darauf aufbauend Lösungen zu erarbeiten. Wir brauchen noch mehr Informationen, um hier endlich handeln zu können – und auch um die letzten Kritiker im Stadtrat zu überzeugen.
Ähnlich werden wir bei Luftbelastungen vorgehen mit entsprechenden Emissionsmessungen im Stadtgebiet, um damit auch die Verkehrsbelastungen transparenter zu machen.
Aktuell laufen bereits Untersuchungen des Landesamts für Umwelt, die in 2020 abgeschlossen sein werden.
Habt Ihr auch was zum Thema Müllvermeidung zu sagen?
Müll vermeiden ist ein weiterer wesentlicher Pfeiler hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft. Allerdings ist dies deutlich schwerer zu erwirken. Hier benötigen wir einen Fahrplan, wie man als Kommune eine Reduktion des Müllaufkommens in Dachau bewirken kann. Wir wollen Schritt für Schritt, auch im begrenzten Handlungsspielraum einer Kommune, das Müllaufkommen vermeiden helfen. Ein erster Ansatz hierzu ist „Reparieren statt Wegwerfen“. Durch Kooperation mit Handwerkern, Handwerksbetrieben und auch Hobbybastlern – z.B. in weiter ausgebauten Reparaturcafés als die Bestehenden – kann man Weiternutzung ermöglichen, wo dem Laien oft nur „Wegschmeißen“ bleibt. Zu prüfen sind auch Konzepte zur strukturellen Müllvermeidung in der Verwaltung und bei städtischen Betrieben.
Wie sieht es mit regionalem Anbau und gesunder Ernährung aus?
Wir wollen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern das Konzept der essbaren Stadt umsetzen. Dabei wird auf öffentlichen Flächen Obst und Gemüse zum Ernten für Alle angebaut. Es geht hier u.a. darum, Raum für Begegnungen zu schaffen, den städtischen Raum als landwirtschaftlich und gärtnerisch nutzbaren Ort zu verstehen, sowie Lebensqualität im Ballungsraum zu schaffen.
Ergänzt werden könnte dies durch von Bürgerinnen und Bürgern begleitete Urban Gardening-Projekte auf kleineren Brachflächen oder öffentlichen Flächen, wo ebenfalls Gemüse angebaut und genutzt werden kann – aber nicht muss. A propos regionale Ernährung: in den Kinderbetreuungseinrichtungen soll auf ausgewogene, gesunde und vor allem regionale Ernährung geachtet werden.
Habt Ihr auch eine Vision für Dachau?
Im Rahmen des von uns angestrebten Bürgerparks am Tiefen Graben zwischen Dachau-Ost und Karlsfeld, verbunden mit den Grünflächenpartnerschaften, der Förderung von Fassadenbegrünungen, einer Einbindung der „Essbaren Stadt“-Strategie, kann es uns gelingen, Dachau zum Standort der kleinen Landesgartenschau zu machen. Das wollen wir aber von den Dachauerinnen und Dachauern entscheiden lassen.
Ihr sprecht von guten Standortfaktoren von Dachau, die der Wirtschaft helfen. Welche sind das denn genau?
Dachau ist eine attraktive Stadt, die unter anderem bietet:
– zügige und transparente Entscheidungsprozesse im Rathaus
– ein leistungsfähiges Breitbandnetz
– das breite und qualifizierte Angebot bei Kinderbetreuung,
– Schulen und Bildungseinrichtungen,
– attraktive Einkaufsmöglichkeiten,
– vielfältige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung,
– ein reichhaltiges Kulturangebot und
– ein Ortsbild zum Wohlfühlen.
Wichtig ist es darüber hinaus, dass die digitale Infrastruktur Schritt hält. Wir wollen den erfolgreichen Ausbau der Glasfaserleitungen durch die DachauCityCom fortsetzen. Bis 2025 soll der Glasfaserausbau in Dachau flächendeckend abgeschlossen sein.
Wie wollt Ihr innovative Wirtschaftsbetriebe in Dachau ansiedeln helfen?
Zum Beispiel mit einer Initiative „Dachau als gründerfreundliche Kommune Oberbayern“, mit einem Konzept, das Start-Ups unterstützt und begleitet. Dies soll unsere Idee eines Gründerzentrums für Dachau, zu dem die Stadtverwaltung gerade ein Konzept prüft, weiter bringen. Außerdem wollen wir das Konzept ggf. um Co-Sharing Arbeitsformen oder ein Co-Working-Haus ergänzen
Wie will die SPD mit knappen Gewerbeflächen umgehen?
Wir stehen zum Ergebnis der Bürgerbeteiligung und dem darauf aufbauenden Gewerbeflächenentwicklungskonzept für Dachau. Wir wollen Gewerbeflächen jedoch erst dann neu entwickeln, wenn die vorhandenen Flächen gut genutzt sind. Ideal wäre es, produzierendes Gewerbe mit geringem Flächenbedarf und ohne Umweltemissionen, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, Dienstleistungsangebote und Kreativwirtschaft gewinnen zu können. Wir wollen jedenfalls Unternehmen fördern und ansiedeln, die zu unserer Umgebung passen und sie nicht zerstören. Dabei wollen wir Arbeitsplätze am Ort erhalten und neue schaffen helfen, auch und gerade bei den Handwerks- und Gesundheitsberufen.
Was kann die Stadt noch für den Tourismus tun?
Wir wollen einen maßvollen Ausbau der Tourismusangebote, aber nicht einfach noch mehr Hotels – förderlich wäre vielmehr unter anderem die Einrichtung eines geeigneten Wohnmobilstellplatzes.