Das Kulturangebot braucht Raum für neue Ideen und Vielfalt. Gemeinsame Kulturerlebnisse und gemeinsames kulturelles Engagement schaffen Identität. Die Menschen leben gerne hier.
Zu Dachau gehört seine Geschichte, die Teil unserer Identität ist, nicht zuletzt auch die bis heute wirkende Tradition als Künstlerkolonie. Zu unserer Identität gehört auch das Erbe Dachaus aus der Nazizeit. Daraus erwächst eine Verantwortung einerseits zum Erinnern, andererseits zum Einsatz für Werte und Menschlichkeit.
Gibt es bereits Ideen für die Erweiterung des Kulturprogramms?
Ein regelmäßiges Fest der Vereine, auf dem sich alle Vereine der Stadt auf einem Infomarkt präsentieren, aber auch gemeinsam feiern können, soll das Kulturangebot bereichern. Es ist ein Beitrag zur Anerkennung des Ehrenamts und kann die Vereine auch dabei unterstützen, neue Aktive zu gewinnen. Darüber hinaus soll die Realisierung von Filmfesttagen im Frühjahr (als Ergänzung zu „Dachau liest“ im Herbst) sowie ein Angebot von Open-Air-Kino im Sommer, z.B. in der Altstadt, geprüft werden.
Wie werde ich auf Veranstaltungen aufmerksam und wie können die Kulturvereine besser vernetzt werden?
Schon in Planung ist die Neugestaltung der Homepage für die Stadt Dachau. Damit die Bürgerinnen und Bürger auf das Dachauer Kulturprogramm besser aufmerksam werden, befürworten wir einen zentralen, hochaktuellen und alle Gebiete abdeckenden Veranstaltungskalender auf der städtischen Internetseite. Wir wollen einen regelmäßig tagenden Runden Tisch Kultur zwischen Kulturschaffenden, Kultur-Vereinen und Stadtverwaltung. Der gemeinsame Austausch der Kulturvereine wird das Kulturprogramm in Dachau positiv beeinflussen. Gleichzeitig muss der Austausch mit der Stadtverwaltung intensiviert werden, um auf Bedürfnisse reagieren und Synergien besser nutzen zu können
Ich habe von der Diskussion um einen Antrag der SPD zur Einrichtung eines Stipendiums für Stadtschreiber gelesen. Wie kann es hier weiter gehen?
Wir fordern nach wie vor ein Literaturstipendium „Dachauer Stadtschreiber“ einzuführen, das nach einem Wettbewerb alle drei Jahre an Kinder- und Jugendbuchautoren vergeben wird. Ein sechsmonatiger Aufenhalt in der Ruckteschell-Villa soll den Autorinnen und Autoren ermöglichen, in Dachau zu leben und zu schreiben.
Der Stadt würde eine weitere Bereicherung ihres kulturellen Lebens in Richtung der Literatur gut tun. Eine Stadtschreiberin oder ein Stadtschreiber kann das literarisch interessierte Publikum in Dachau und Umgebung inspirieren und findet idealerweise selbst in unserer lebendigen und geschichtsträchtigen Stadt genügend Inspiration. Gleichzeitig kann diese neue Institution die Wahrnehmung der Stadt Dachau als Ort der Kultur nach außen weiter stärken.
Dabei können bestehende Strukturen genutzt werden: Die städtische Ruckteschell-Villa wird ohnehin bereits Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem künstlerischen Bereich zur Verfügung gestellt. Und im Rahmen des Literaturfestivals „Dachau liest“ kann eine Stadtschreiberin bzw. ein Stadtschreiber einen festen Platz bekommen und leicht ausfüllen. Positive Beispiele dazu gibt es in Deutschland einige; von der Größe her vergleichbar mit Dachau wäre etwa die Stadt Rottweil (BW), die schon seit 2001 ein solches Stipendium vergibt.
Und was ist eigentlich mit dem Stadtarchiv?
Das Stadtarchiv soll aus unserer Sicht umgestaltet werden, damit es für Interessierte besser nutzbar und erlebbar wird. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit Schulen ist hierzu ein wichtiger Baustein.
Zeitgeschichte: Aus der Geschichte lernen, Engagement fördern, Verantwortung übernehmen!
Dachau ist bunt und vielfältig. Wir unterstützen Menschen, die sich im Ehrenamt für Integration engagieren, wollen gemeinsam Vorurteile abbauen und Barrieren überwinden.
Dachau hat sein zeitgeschichtliches Erbe angenommen und versteht sich heute zu Recht als Erinnerungs- und Lernort. Wir wollen darauf achten, dass dies auch künftig der Fall sein wird.
Katharina Ernst und Günter Heinritz begleiteten diesen Weg als Zeitgeschichtsreferenten würdevoll. Ihr Engagement war nie nur in die Vergangenheit, sondern immer auch in die Zukunft gerichtet. Der Gefahr, dass das Gedenken zur inhaltlich leeren Routine verkommen kann, ist nur dann zu entgehen, wenn beim Erinnern und Zurückblicken die Zukunft nicht weniger wichtig ist als die Vergangenheit. Die internationale Jugendbegegnung und das durch Günter Heinritz neu ins Leben gerufene Max-Mannheimer-Stipendium sind hier wichtige und erhaltenswerte Bausteine.
Aus Geschichte lernen heißt auch, zivilgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. In Zeiten von Hass und Gewalt, von verbalen Entgleisungen und pseudo-politischen Rechtfertigungen, von verdrehten Fakten und dem Kampf um die Wahrheit war und ist eine Institution wie der Runde Tisch gegen Rassismus Dachau e.V. unverzichtbar. Die Dachauer SPD ist Mitglied in diesem Verein, ihr Vorsitzender Sören Schneider ist seit Jahren einer der Sprecher. Auch die Stadt Dachau ist mit unseren Stimmen Mitglied geworden. Der Verein ist ein sehr breites Bündnis aus Vereinen, Kirchen, Institutionen, Kommunen und Privatpersonen. Seine wichtige Arbeit braucht Raum und Unterstützung.
Was passiert jetzt eigentlich mit dem sogenannten „Kräutergarten“ an der KZ-Gedenkstätte?
Das Gelände wurde dem Freistaat auch auf unser Betreiben hin bereits für einen Euro zum Kauf angeboten. Den Freistaat sehen wir in der Pflicht, seine Aufgaben beim Erhalt des sog. Kräutergartens zu erfüllen und für die denkmalfachliche Erhaltung und dokumentarisch-didaktische Nutzung Verantwortung zu übernehmen.
Städtepartnerschaften
Mit den Städtepartnerschaften Fondi, Klagenfurt und seit letztem Jahr auch Léognan wollen wir den europäischen Kulturaustausch und das grenzübergreifende Miteinander der Menschen im unmittelbaren Kontakt fördern.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen dreien: Die Partnerschaften mit Fondi (Italien) und Klagenfurt (Österreich) prosperieren seit Jahrzehnten; sie verdienen weiterhin großzügige Unterstützung durch die Stadt. Aber auch die erst kürzlich beschlossene Partnerschaft mit Léognan (Frankreich) verdient größtmögliche Aufmerksamkeit, um all ihre Schätze nicht nur im musikalischen Austausch heben zu können. Es ist eine historische Chance, die Florian Hartmann und die SPD gemeinsam mit einer deutlichen Mehrheit im Stadtrat ergriffen haben.