Zum 70. Jahrestag des Aufstandes hat die SPD Dachau 2015 den Bericht von Jakob Schmid über den Aufstand veröffentlicht. Wir danken Dr. Hans Holzhaider für die Überlassung des Transkripts der handschriftlichen Fassung, und Dr. Jürgen Zarusky† für sein Engagement, die Beschaffung der Materialien sowie für seine folgende inhaltliche Aufbereitung.
Dachauer Sozialdemokrat*innen spielten eine wichtige Rolle beim Dachauer Aufstand vom 28. April 1945, an erster Stelle Jakob Schmid, der vor und unmittelbar nach der NS-Diktatur Vorsitzender des Ortsvereins gewesen war, sowie Georg Andorfer, der bis 1933 Führer des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ gewesen war.
Jakob Schmid, der nach der „Machtergreifung“ vier Monate im KZ inhaftiert gewesen war, hatte sich mit seinem Freund aus dem „bürgerlichen Lager“, dem Glasmaler Syrius Eberle, schon seit einiger Zeit über Möglichkeiten des Widerstands ausgetauscht. Als es darum ging, im richtigen Moment sinnlose Abwehrkämpfe zu verhindern, mobilisierte er mit Andorfers Hilfe 40 alte Genossen. Verbindungen bestanden auch zur Volkssturmkompanie Dachau, deren Kommandeure Lerchenberger und Einöder ebenfalls Nibelungenaktionen unterbinden wollten. Außerdem kamen kurz vor dem Aufstand Verbindungen zwischen der Schmid-Eberle-Gruppe und einer Gruppe um Georg Scherer und Walter Neff zustande, die sich aus KZ-Häftlingen rekrutierte, welche in einem raffinierten Manöver bei einem Außeneinsatz entflohen waren.
Als die Freiheitsaktion Bayern am frühen Morgen des 28. April per Rundfunk ihre Machtübernahme erklärte, traten die Dachauer Widerständler – früher als ursprünglich geplant – in Aktion. Die Besetzung des Rathauses glückte zunächst recht reibungslos, doch wurde bald darauf die SS mobilisiert, die trotz Zerfallserscheinungen noch über genügend Kampfkraft verfügte, um den Aufstand niederzuschlagen. Sechs der Aufständischen, drei davon KZ-Häftlinge, wurden erschossen, außerdem kamen ein Dachauer SA-Angehöriger sowie ein von der SS beschossener Unbeteiligter ums Leben.
Zu dem Motiv, die Stadt kampflos zu übergeben, kam auch das der Verhinderung keineswegs grundlos befürchteter SS-Vernichtungsaktionen gegen die Häftlinge im KZ. Widerständige Bürger der Stadt und Häftlinge des KZ kämpften angesichts dieser Gefahren gemeinsam, um, bildlich gesprochen, den Befreier*innen die Tore zu öffnen.
Hier finden Sie die Original-Handschrift unseres Genossen Jakob Schmid:
Und hier finden Sie das Transkript der Handschrift von Dr. Hans Holzhaider: